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"Aus neutraler Sicht" von Albert Jörimann - Missy Magazin
Die ehemalige Chefin des britischen Inlandgeheimdienstes MI5 Eliza Manningham-Buller meint, dass sich England möglicherweise bereits im Krieg mit Russland befinde, wenn man sich das Ausmaß der Cyberangriffe, Sabotageakte und weiterer feindseliger Aktivitäten Moskaus gegen das Königreich vergegenwärtige. Jaja, nichts ist unmöglich, so auch ein Krieg des Russen gegen die Engländerin.
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Als Beweis dafür werden sechs in England lebende Bulgaren zitiert, die in diesem Jahr inhaftiert wurden, weil sie einem Spionagering angehörten, der in ganz Europa, naja, herum spionierte, und zwar war die Spionage nicht etwa freundlich, wie dunnemals, als Barack Obama das Telefon von Angela Merkel abhören ließ, sondern ganz und gar feindlich!Weiter genannt wird ein Anschlag auf ein Lagerhaus, in welchem sich Ersatzteile für die Ukraine bereit zur Auslieferung befanden; der Anschlag wurde offenbar auf Anweisung Russlands hin ausgeführt, und fünf Männer wurden deswegen verurteilt. Was die Cyberangriffe angeht, so fallen diesen offenbar vermehrt britische Unternehmen zum Opfer, und man geht davon aus, dass diese Angriffe mit einiger Wahrscheinlichkeit von russischem Territorium ausgehen. Und zu guter Letzt muss sogar noch der ehemalige FSB-Spion Litwinenko herhalten, den Wladimir Putin höchstpersönlich im Jahr 2006 vergiftet hat.
Leider reicht das alles noch nicht aus, um den Nato-Verteidigungsfall auszulösen, einmal abgesehen davon, dass es mit ebenfalls einiger Wahrscheinlichkeit auch in Russland den einen oder anderen Spionagering gibt, der von westlichen, womöglich britischen Geheimdiensten gesteuert wird oder gar von chinesischen oder überhaupt vom US-amerikanischen, dem ja dank seinen Satelliten schon überhaupt gar nichts entgeht. Bei den Hackerangriffen handelt es sich um einen Sport, den man nur aus ideologischer Verblendung allein den Russen in die Schuhe schieben kann. Hier werden unterdessen ganz ansehnliche Geschäfte gemacht, mit dem Hacken zum einen, mit seiner Abwehr zum anderen, und vor allem im Geschäftsbereich hat das kaum etwas mit Russland zu tun, abgesehen davon, dass die entsprechenden Aktivitäten gerne in einem Raum angesiedelt werden, zu dem die Standorte der betroffenen Firmen weniger leicht Zugriff haben. Das kann durchaus Russland oder Weißrussland sein, es kann sich aber auch um Vietnam oder Myanmar oder Madagaskar handeln. Etwas näher am Kriegsfall erscheinen mir da doch die zwanzig Drohnen, die in den polnischen Luftraum eingedrungen sind; hier handelte es sich offensichtlich nicht um Zufall, anderseits aber auch wiederum nicht so richtig um einen substanziellen Angriff auf Polen, denn die Drohnen waren unbewaffnet. Es war offensichtlich eine Provokation, die ich in den Rahmen der überwältigenden und unterdessen 250 Jahre alten russisch-polnischen Feindschaft stelle. Russland habe damit die Nato testen wollen, hieß es aus aller Munde im Westen; gut möglich. Auch dass die Drohnen im dänischen Luftraum von russischen Schiffen aus gestartet sind, lässt sich nicht ausschließen, aber eben auch nicht beweisen; und die vorübergehende Beeinträchtigung des Luftverkehrs lässt sich zum großen Missvergnügen der Polinnen auch noch nicht zum hinreichenden Grund für eine Kriegserklärung der Nato an Russland aufblasen. Dagegen springt ins Auge beziehungsweise in die logischen Hirnschlaufen, dass sowohl im Fall Polen als auch im Fall Dänemark die Notwendigkeit einer effizienten Drohnenabwehr demonstriert wurde. Deshalb könnte es gut sein, dass mindestens in Dänemark ein türkisches Schiff ein paar Bayraktar in die Luft gesandt hat, damit die Nato möglichst schnell ihre Abwehrsysteme kauft. Hat man in Dänemark mal die Präsenz türkischer Schiffe in der Ostsee untersucht? Im besten Stil der Verschwörungstheorie kann ich hier vortragen: Da man nichts davon gehört hat, muss es sich um diese Variante handeln! Also: Nato-Erstschlag nicht gegen Russland, sondern gegen den Erdopampel und seinen Schwiegersohn Bayraktar!
Vielleicht kann sich die Nato aber auch mal anderen Themen zuwenden und Venezuela und Kuba angreifen, auf welche das US-amerikanische Kriegsministerium unterdessen seine Energien konzentriert. Man ist sich in Fachkreisen nicht ganz einig über die Folgen einer direkten militärischen Intervention in den beiden Ländern, aber einig ist man sich in dem Punkt, dass man die Karibik als Einflusssphäre der Vereinigten Staaten betrachtet, wo sie tun und lassen können, was sie wollen, ohne dass man das gerade heraus als einen Krieg zu bezeichnen hat. Man räumt also den USA ganz selbstverständlich das Recht ein, ihre Interessen mit allen Mitteln zu wahren, wirtschaftlich, militärisch, mit Drohnen, Spionage, Hackering und allen anderen schönen Mitteln, während man Russland genau das gleiche Recht in Bezug auf die Ukraine verwehrt. Beziehungsweise man verwehrt es ihnen gar nicht, der durchschnittliche westliche Kopf zieht so etwas gar nicht in Betracht, nachdem es die Brühwurst José Barroso unter dem Einfluss des russischen Erbfeindes Polen nach dessen EU-Beitritt unternommen hat, die Ukraine aus eben diesem russischen Einflussbereich heraus zu eisen. Ich erwähne dies immer wieder, nicht, weil es etwas an den Tatsachen ändern würde oder weil ich die russische Invasion beschönigen möchte, sondern weil ich auf die Schieflage aller Argumente in der sozialdemokratischen Medienlandschaft und auch in unseren Köpfen verweisen möchte. Solche Schieflagen dienen oft der Vorbereitung von Kriegen, einschließlich der Heraufbeschwörung ominöser Bedrohungen oder der Orakel von ehemaligen Chefinnen des britischen Inland-Geheimdienstes. Gottseidank ist das durchschnittliche Inland-Publikum in Europa weit entfernt von Kriegseifer, wie gesagt, die Polinnen einmal ausgenommen und in einem kleineren Ausmaß auch die baltischen Staaten. Dagegen bildet die Schließung der Lücken im Rüstungsbereich tatsächlich eine Pflichtaufgabe, wie sich in den letzten Jahren gezeigt hat. Ob es dafür einen bestimmten Anteil am Bruttoinlandprodukt braucht, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass es nicht für Stabilität sorgt, wenn zwei oder drei von fünf Parteien mit dem letzten Schnickschnack ausgerüstet sind und in der Lage sind, der Gegenpartei jederzeit und fast ohne Aufwand eine vernichtende Niederlage beizufügen; hier bin ich unbedingt dafür, das Gleichgewicht des Schreckens und Abschreckens einigermaßen normal herzustellen. Dazu gehört übrigens auch die Präsenz im Himmel, und hier spreche ich nicht von den Seelen der gefallenen Soldatinnen, sondern von den Satelliten mit dem ganzen Spektrum der militärischen und zivilen Nutzung. Europa befindet sich auch in diesem Bereich massiv im Rückstand. Dass einem das erst jetzt auffällt, hat selbstverständlich damit zu tun, dass man bis vor einem Jahr geglaubt hat, die Vereinigten Staaten würden bei den entsprechenden Aufgaben die Europäerinnen gleich behandeln wie das US-amerikanische Inland, was offensichtlich eine falsche Überlegung war. Daran muss man jetzt halt arbeiten.
Daneben macht im Moment die Generation Z von sich reden, also die 15- bis 30-Jährigen. Nicht bei uns, bewahre. Bei uns sind es laut der Bild-Zeitung eher die Gruftis, welche den Staat reformieren wollen, na gut, die Meldung datiert vom März dieses Jahres, aber immerhin waren es der 78-jährige Peer Steinbrück, der 71-jährige Thomas de Maizière, der 61-jährige Andreas Voßkuhle sowie als Jungspund die 53-jährige Julia Jäkel, welche einen Vorschlag zur Verschlankung, Verschnellerung und Verbesserung des Staates in den Ring warfen mit ein paar Vorschlägen, die sich durchaus ehrenwert anhörten, aber dann letztlich doch der Durchschlagskraft nur schon ins Kanzleramt ermangelten. In Nepal aber hat die Generation Z die korrupte Politik mindestens vorderhand gesprengt und das Parlament angezündet, sodass sich sogar der ehemalige König zur Ankündigung seiner Rückkehr ermuntert sah. Warum denn nicht, wenn es etwas hilft. Vorderhand haben sie jedenfalls die Regierung gestürzt. Auch in Indonesien kam es zu Demonstrationen, ebenso auf den Philippinen, und man erinnert sich gerne an die Studentinnenproteste, welche letztes Jahr in Bangladesch zum Sturz der Regierung führten; schon 2022 hatte die Aragalaya-Protestbewegung den Präsidenten von Sri Lanka hinweg gefegt. Im Moment befindet sich Madagaskar im Aufruhr; hier empört sich die Generation Z vor allem gegen die anhaltenden Versorgungskrisen im Energiesektor. Nach massiven Protesten und Plünderungen hat Präsident Rajoelina den Energieminister entlassen. Die Weltbank hat übrigens im Jahr 2022 geschrieben, dass gut drei Viertel der Bevölkerung in Madagaskar unter der Armutsgrenze lebe.
Kürzlich habe ich mal einen Blick in das «Missy»-Magazin geworfen, nicht zuletzt wegen des Titelbildes, auf dem die Linken-Fraktionsvorsitzende Heidi Reichinnek prangte. Wie dieses, fragte ich mich, in dieser Zeit von Weidel-Wahn, Söder-Wahn und überhaupt verbreitetem Wahnsinn gibt es ein Magazin für junge Frauen, das sich nicht scheut, eine Vertreterin der konventionellen linken Richtung zu zeigen? Ich habe auch einen Teil des Interviews gelesen und erinnere mich vor allem daran, dass Frau Reichinnek sagte, die Linke wolle den Fokus auf, na, was wohl legen. Da war ich schon wieder unzufrieden. Ich brauche keine Partei, die ihren Fokus auf dies und jenes legt, ich brauche eine Bewegung, welche eine Idee hat, welche Richtung man in der vollständig neuen Welt einschlagen könnte. Gegen Armut und hohe Mietpreise sind wir alle, mit Ausnahme der Immobilienbesitzerinnen, und sogar die sind gegen Armut, weil sie von reichen Menschen noch höhere Mieten abzwacken können, ist ja logisch. Ich will nicht Fokus, ich will Perspektive, und die finde ich offenbar auch bei der Linken nicht, wobei es ein Trost sein mag, dass man sie auch sonst nicht so einfach findet. Vermutlich ist dies ein Phänomen dieser Zeit, dass wir derart viele Umwälzungen zu verarbeiten haben und weiter auf uns zukommen sehen, dass wir gar nicht in der Lage sind, auf guten Grundlagen perspektivisch zu sprechen. Dementsprechend schießen ja auch die Hornochsen in vielen, ja in allen Beziehungen ins Kraut; das Angebot an Idiotien ist so groß wie vielleicht noch nie in der Geschichte. Wenn man das etwas entspannter anschaut, kann man sich daran sogar vergnügen. Aber irgendwann solle, wiederum perspektivisch, wieder einmal die Vernunft einen Auftritt auf der Weltbühne haben. Das würde ich auch der Linken raten, dass sie nicht den Fokus auf dies oder jenes setzt und dann je nach Stimmungslage im Land herum schiebt, sondern dass sie ganz nüchtern und auch nicht verblendet von der eigenen Herkunft und Programmgeschichte ein paar hübsche Aussagen in die Welt setzt auf der Grundlage der Feststellung, dass die Armut bei uns in der Praxis abgeschafft ist, dass uns technische Hilfsmittel zur Verfügung stehen und laufend weiter entstehen und verfeinert werden, von welcher keine Denkerin in den vergangenen zehntausend Jahren je geträumt hätte, und, und, und.
Immerhin: Das Missy-Magazin hält sich offenbar weiter am Markt, auch mit Formaten wie dem Missyverse oder sogar einem Podcast mit den schönen Namen Pissy; ich überlege mir, ob ich hier nicht bei Gelegenheit mal ein Abonnement abschließe.
Hier findest du alle Kolumnen von Albert Jörimann von 2007 bis heute.
Albert Jörimann
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