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LP der Woche vom 23.09.2010 "Junip - Fields"

Junip sind das Trio, in dem José González schon immer gespielt hat. Das ist der José González, dessen Solo-Karriere praktisch über Nacht durch eine einzige banal bunte TV-Werbung aus den Angeln gehoben wurde.

Weltweit ließen sich Menschen von seiner einzigartig markanten und dennoch fragilen Stimme über minimalistischen Gitarrenfolk zu einer tiefen emotionalen Verbindung hinreißen und strömten spontan in die Läden, um fortan nur noch Farbfernseher von der Firma punkt punkt punkt zu kaufen. Aber sie kauften eben auch die Platten und Konzertkarten von González, um sich noch mehr von dieser Stimme um den Finger
wickeln zu lassen. Die Werber jubelten ob ihres großen Erfolges, die Firma punkt punkt punkt jubelte ob der Fernseherabsätze, José Gonzaléz jubelte nicht nur, denn schon bald war der Trubel um seine Person nicht mehr auszuhalten, und der Rest seiner Band JUNIP, die jubelte am allerwenigsten, denn sie saßen zu Hause in Göteborg und warteten darauf, wieder mal ein Trio zu sein, statt ein Duo in der Warteschleife. Viele Jahre ging das so. Bis im Jahr 2008 schließlich etwas Ruhe einkehrte und González den Startschuss geben konnte für Junip 2.0. Endlich sollte das Debütalbum eingespielt werden, der Band, die außer González (Ges/Git) noch aus Tobias Winterkorn (Keyboard) sowie Elias Araya (Schlagzeug) besteht.
Echter Schweden-Multikulti, wenn man bedenkt, dass González der Sohn argentinischer Einwanderer ist und Arayas Eltern aus dem kommunistischen Äthiopien nach Schweden flohen. Hinter “FIELDS“, dem lange verzögerten Debütalbum einer Band, die es eigentlich seit mehr als zehn Jahren gibt, aber dann auch wieder nicht, steckt also eine lange Geschichte von Geduld, Frustration, von Beharrlichkeit, Sturheit, stoischer Ruhe und am Ende Inspiration und Erfolg.
Nachdem González mit dem Touren für das 2007 veröffentlichte ‘In Our Nature’ durch war, sollte dem JUNIP-Debütalbum nun endlich nichts mehr im Wege stehen und im Nachhinein stellt die Band sogar fest, dass die fortwährende Verzögerung auch etwas Gutes an sich hatte: “We’re ten years older now,” räumt González ein, “but it feels very natural now that we have gotten to know one another musically again.”
Beim konzentrierten Anhören zeigt “Fields“ – mit jedem Ton – dass sich der lange Entstehungsprozess gelohnt hat. Von der galoppierenden Schlichtheit von ‘Off Point’ bis hin zur sanften Sommerbrise von ‘Always’, von der federleichten Gewandtheit von ‘It´s Alright’ zur anmutigen Melancholie von ‘Tide’ handelt es sich bei “Fields“ um ein berauschendes Album, das von der von Winterkorns Keyboard ausgehenden Wärme, Arayas raffinierten und eindringlichen Rhythmen und González´ unverkennbarer, weicher Tonalität und seiner rätselhaften Lyrik bestimmt wird. Von der Bescheidenheit dieser Platte profitiert sowohl die Freude am Detail als auch ihre trotzige Nicht-aus-dieser-Zeit- und Fern-dieser-Welt-
Atmosphäre. Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass González so versessen darauf war, der einsamen Welt des Solo-Künstler-Daseins den Rücken zuzukehren und wieder in die sogenannte “Junipsphere“ – wie Winterkorn sie bezeichnet – einzutauchen. Nach zehnjährigem Entstehungsprozess ist “Fields“ ein nahezu perfektes Debütalbum geworden, das beweist, was lange währt, wird endlich gut.




Quelle: Funkfaktor)

Junip LIVE:
24.09. Hamburg – Reeperbahnfestival
25.09. Leipzig – Centraltheater
27.09. München – Atomic Cafe
29.09. Stuttgart – Club Schocken
12.10. Köln – Gebäude 9




Muggef**k
22.09.2010

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