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LP der Woche vom 18.02.2008 "Chris Joss - Teraphonic Overdubs"

Inmitten einer derzeitigen Veröffentlichungsflut klassischer Funkproduktionen und Anwandlungen von psychedelischem Retro-Futurismus läutet Chris Joss, seines Zeichens internationaler Produzent und ...

... außergewöhnlicher Ausnahme-Instrumentalist, bei ESL Music die zweite Runde ein, um mit „Teraphonic Overdubs“ eine brandneue Zusammenstellung bunter Dancegrooves unters Volk zu bringen.

Neben seinem musikalischen Markenzeichen, nämlich dem Einatmen alten Blaxploitation-Vibes, hat er diesmal ein paar Überraschungen in petto, mit denen in der Form wohl niemand gerechnet hätte. Streicher-Arrangements, Woodblock- und Cowbell-Rhytmen, Flöten und Sitars, selbst Marimba und Cembalo finden bei so einer ungemein vielschichtigen Instrumentierung Verwendung. Dazu gesellen sich klassische Wah-Wah-Gitarren, geschmeidige Bass-Lines und leicht verstaubte Orgelklänge, die allesamt ihren Teil zu einer kaleidoskopartigen Rundreise durch die fantastisch-fanatischen Soundwelten des Chris Joss beitragen.Alle Instrumente, die er spielt, hat sich der Franzose selbst beigebracht. Außerdem ist er ein unabhängiger Studio-Produzent und alles andere als ein Newcomer in der globalen Musik-Szene. Während er in Paris und London gelebt und dort als Sound-Engineer gearbeitet, sowie in verschiedenen Bands gespielt hat, hat er das Beste beider Musik-Szene in sich aufgesogen, um deren pulsierenden Kräfte seinen eigenen Tonträgern zugute kommen zu lassen.Bereits 1996 hat Chris Joss sein erstes Album „The Man With A Suitcase“ aufgenommen, das vor allem von Künstlern wie Lalo Schifrin, John Barry, Quincy Jones und Laurie Johnson beeinflusst war.

Die Platte wurde jedoch erst 1999 über das Independent-Label Pulp veröffentlicht, ist im Handel mittlerweile nicht mehr erhältlich und unter Kennern daher entsprechend heiß begehrt. Lediglich der Titeltrack der LP wurde erst kürzlich als Bonus-Track von ESL Music re-released und fand in Trailer und Werbekampagne zum Film „Ocean’s 13“ Verwendung. Der zweite Longplayer „Dr. Rhythm“ folgte dann 2002 über Irma Records und bezog seine hörbaren Haupt-Einflüsse aus Elektro, Breakbeat, Acid Jazz und Soundtrack-Scores. Damit konnte Joss nicht nur seine musikalische Bandbreite vergrößern, sondern auch aus künstlerischer Sicht nochmal einen drauflegen.

Im März 2004 kam das umwerfende dritte Album „You’ve Been Spiked“ bei ESL Music heraus, das mit seinen dicken, funkigen Bass-Lines, Wah-Wah-Gitarren und Hammond-Orgeln über pulsierenden Beats ein lebhaftes Tribute an die Dance Music der 60er und 70er-Jahre dargestellt hat. Obskure Samples, Turntable-Scratching und die großartigen Vocals der geheimnisumwobenen Cosmika haben durch ihre retro-futuristische Atmosphäre zu einer unbeschreiblich-filmischen Soundkulisse geführt, dessen Bildhaftigkeit bis heute seines gleichen sucht.2005 wiederum hat Joss für so illustre Künstler wie Joe Bataan, Jody Watley, Yerba Buena und Tito Puente Remix-Arbeiten ausgeführt und den Soundtrack zum Film „Inside Deep Throat“ beigesteuert.

Ein außergewöhnlicher Unfall im selben Jahr hat ihn dann fast seinen rechten Arm gekostet, und zwei lange Krankenhausaufenthalte haben zu einigen Verzögerungen bei der Arbeit an seinem neuen Album geführt. Doch trotz alledem hat Joss sich nicht unterkriegen lassen, eine funkige Cover-Version vom Titelsong des Superman-Films auf Vinyl veröffentlicht und weitere Remixe für Thunderball, Jody Watley, Praful und Pirates Of The Caribbean abgeliefert. Die weitere Anschaffung von Congas, Flöte und Sitar waren seiner Genesung jedenfalls förderlich und haben letztlich zur Fertigstellung seines neuen und vielseitigen Meisterstücks „Teraphonic Overdubs“ geführt, das nun endlich im Frühjahr 2008 über ESL Music erscheinen wird.


20.02.2008

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