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Thüringer Bachwochen

Die Thüringer Bachwochen finden vom 18. März bis zum 10. April 2016 statt. In 11 Städten Thüringens finden über 50 Konzerte statt, oft an Orten, wo Johann Sebastian Bach persönlich seine musikalischen Spuren hinterlassen hat.


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Im Ranking der bekanntesten Komponisten der Welt steht er nach Mozart und Beethoven auf Platz 3.
International erfolgreiche Stars der klassischen Musik kommen nach Thüringen, um den deutschen Komponisten zu feiern.
Welche Musiker auftreten werden, erzählt der Festivalleiter Christoph Drescher.

„Es ist so, dass wir bei den Bachwochen immer versuchen einen Spagat zu schaffen, zwischen großen Namen und Neuentdeckungen. Das ist glaube ich auch die Aufgabe und die Chance, die man bei so einem Festival hat, dass man eben auch neue Leute entdecken kann. Wenn wir über die großen Namen sprechen, steht sicherlich die Cellistin Sol Gabetta an erster Stelle, die in Weimar auftreten wird und zu den Stars im Klassikbereich gehört. Auch der Pianist Kit Armstrong hat inzwischen einen ähnlich großen Ruf und wird sicherlich ein großes Publikum ansprechen. Aber es gibt dem Gegenüber auch Geheimtipps und Nachwuchskünstler. Ein Ensemble, was für mich wirklich ein Geheimtipp ist, ist Gli Angeli Genève, ein Ensemble aus der Schweiz. Sie treten als Ensemble in residence bei uns auf und spielen drei Konzerte an historischen Orten. Auch die holländische Cellistin Harriet Krijgh, die in Dornheim sein wird, ist eine Künstlerin, die noch am Anfang ihrer Karriere ist, aber mit Sicherheit noch sehr viel von sich hören und sehen lassen wird.“

Erst lange nach seinem Tod wurden die Kompositionen Bachs zum festen Bestandteil der klassischen Musikkultur, nämlich etwa Mitte des 19. Jahrhunderts. Heute sind seine Werke, wie zum Beispiel die Matthäus-Passion, das Weihnachtsoratorium oder die Brandenburgischen Konzerte nicht mehr aus der Welt der klassischen Musik wegzudenken.
Besonders in Erfurt ist das Leben der Bach-Familie ein Teil der Stadtgeschichte. Fast wäre die Landeshauptstadt Thüringens sogar der Geburtsort von Bach geworden. Heute können die Erfurter sich wenigstens über die Verwandtenbesuche von dem berühmtesten Mitglied der weit verzweigten Musikerfamilie freuen.
Das Geschlecht Bach kann man in zwei Hauptlinien unterscheiden: die Arnstädter- und die Erfurter Linie. In der heutigen Landeshauptstadt Thüringens waren die Bachs so erfolgreich, dass selbst nach dem Tod aller Namensträger das Wort „Bache“ als Synonym für die Stadtpfeifer genutzt wurde.
Dass die Veranstaltungsreihe in Thüringen stattfindet, hat also seine Gründe. Ebenso sind die Orte der Konzerte nicht zufällig gewählt, wie Dresche berichtet.

„Es ist in Thüringen ja so, dass man in der Geschichte an dem Namen Bach eigentlich gar nicht vorbei kommt. Natürlich gibt es vor Allem die Johann Sebastian Bach Orte, aber dort, wo Johann Sebastian nicht war, gab es dann meistens Cousins oder Vorfahren von ihm, die als Musiker gewirkt haben. Die Bachfamilie hat die Thüringer Musikgeschichte ganz entscheidend geprägt. Wenn wir über die Bachorte reden, dann gibt es natürlich die Bekannten in Eisenach: die Georgenkirche in der Bach getauft wurde, es gibt das Bachhaus in Eisenach und in Weimar oder Arnstadt jeweils die Kirchen, in denen er als junger Kantor gearbeitet hat. Auch in Mühlhausen. Was ich spannend finde, ist dass man daneben aber auch ganz kleine Orte entdecken kann. Es gibt in Wechmar das Stammhaus der Familie Bach, wo ein Vorfahr von Johann Sebastian Bach arbeitete und Musik machte. Mein Bach Lieblingsort ist die Traukirche in Dornheim. Dort hat Bach seine erste Frau Maria Barbara geheiratet. Dort werden wir mit zwei Konzerten zu Gast sein. Einmal mit der schon erwähnten Cellistin Harriet Krijgh aus Holland und dann mit dem Ensemble CONTINUU//M, einem Quarttet, das am Ostermontag dort Bachs Musik aus frühen Jahren spielen wird.“

Die Bachwochen werden am 19. März 2016 im Theater Erfurt mit einer Uraufführung einer neuen Johannespassion eröffnet, neu interpretiert von dem Schweden Sven-David Sandström. Es folgen Konzerte und andere Veranstaltungen in ganz Thüringen verteilt. In Erfurt findet beispielsweise am 1. April ein Gastspiel des Esthnischen Philharmonischen Kammerchors statt, einer der besten Chöre der Welt.
Am 10. April wird die Veranstaltungsreihe dann feierlich in einer Halle des alten Güterbahnhofs beim Erfurter Zughafen beendet. Dazu tritt das Swedish Chamber Orchestra mit einem Arrangement der Brandenburgischen Konzerte auf.

„Sie spielen über drei Jahre die sehr berühmten und populären Brandenburgischen Konzerte, aber nicht nur im Original, sondern sie laden auch Künstler ein, mit ihnen gemeinsam neue Fassungen davon zu erstellen. Bei uns wird der Auftakt passieren, dass das 2. und das 5. Brandenburgische Konzert musiziert wird, wie wir es kennen und wie viele von uns es auch lieben. Dann gibt es aber zwei neue Fassungen. Einmal von dem britischen Komponisten Steven Mackey und dann von dem Jazz Pianisten Uri Caine aus New York. Die Beide haben sich diese ihnen vertrauten Stücke vorgenommen und sie neue arrangiert. Das wird glaub ich wirklich spannend, weil man da merken kann, dass Bach bis heute für viele Musiker immer noch das Non plus ultra ist und inspirierend wirkt. Aber wenn man als Künstler auch keine Hemmungen hat, eben auch ermuntertn kann, aus diesem Werk etwas Neues machen, es schön zu dekonstruieren.“

Neben den erwähnten Auftritten von Profi-Musikern sind auch alle Anderen dazu eingeladen, an den Bachwochen mitzuwirken. An Bachs Geburtstag, dem 21. März sollen die Kompositionen Bachs an öffentlichen Orten in der ganzen Welt erklingen. Den Anfang hat ein New Yorker Cellist 2011 gemacht.


„Daraus ist ein Netzwerk entstanden, es wurden immer mehr. In dem letzten Jahr waren es glaub ich 14 Länder, die sich daran beteiligt haben. Und insofern ist es so, dass auch wir diese Idee ein wenig streuen möchten und überlegt haben: Man kann den Bach Geburtstag doch eigentlich gar nicht besser feiern. Wir haben dazu aufgerufen, zu sagen: Musiker, egal ob Profis oder Laien, ob Chöre oder instrumentalisten, wer auch immer. Wenn ihr Zeit und Muse habt, nehmt doch teil an diesem Projekt, Bach im öffentlichen Raum zu spielen. Da kommen jetzt ganz interessante Ideen, die an unterschiedlichsten und ungewöhnlichen Orten dafür sorgen werden, dass man mit Bach überall konfrontiert wird und ich bin ganz gespannt, was da am Ende heraus kommen wird und wie viele sich beteiligen.“

Einen Überblick über alle Veranstaltungen und Verkaufsstellen der Tickets findet man auf www.thueringer-bachwochen.de oder auf der zugehörigen Facebookseite.

Carlotta Frost
10.03.2016

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